Cumbria Way 6

Keswick - Caldbeck


24,9 km, 748 HM auf und 672 HM ab
(mit allen Umwegen und Abstechern waren es dann laut Aufzeichnung 33,9 km)
Markierung: Cumbria Way - unbedingt gutes Kartenmaterial mitnehmen und den Track herunterladen für eine App

 

Mehr Infos zur Tour am Ende des Berichts im Outdooractive-Link.


17.05.2019

 

Heute steht die Königsetappe auf dem Programm. Von Keswick geht es zum Skiddaw House und dann auf den höchsten Punkt unserer Tour, auf den High Pike, bevor es wieder hinab nach Caldbeck geht.

 

Wir haben heute im Herrenhaus Greta Hall übernachtet, wo es angeblich einen Geist geben soll. Ein Buch über "The Ghost of Greta Hall" haben wir ja gestern in der Bibliothek gefunden. Da wir nach den langen Wanderungen immer sehr gut geschlafen haben, hat der Geist uns zwar probiert aufzuwecken, aber er war einfach chancenlos. Aber der Wecker hat das um 6.45 Uhr geschafft. Es hat die ganze Nacht geregnet und auch jetzt regnet es noch. Die heutige Tour darf bei Nebel nicht begangen werden, da die Orientierung dann fast nicht möglich ist. Aber zuerst machen wir uns heute unser Frühstück selber, wie gestern mit der Hausherrin vereinbart. Es gibt Müsli mit ganz viel Obst, Marmeladenbrote, Gemüse und einen guten Kaffee. Um 8 Uhr brechen wir auf und es hat pünktlich aufgehört zu regnen. Es ist kälter als die letzten Tage, aber wir sehen in den Bergen keinen Nebel, also gehen wir heute über den High Pike. Bevor wir die Greta Hall verlassen, müssen wir aber noch mit den beiden Hunden spielen :-). Die sind richtig traurig als wir losgehen, aber es hilft nichts, heute haben wir die längste Tour vor uns und die wird anstrengend. 

Wir gehen wieder hinab zur großen Straße B5289 und folgen dieser bis zum Marktplatz. Heute ist weitaus weniger los als gestern. Kein Markt und auch die Touristenbusse sind noch nicht da. Fast menschenleer ist es heute. Wir gehen bis zur Kirche und biegen dahinter in die Station Street ab. Es geht immer geradeaus weiter, über die Ampel und über die Brücke, die über den River Greta führt. 

In der nächsten Kurve biegen wir nach links ab und es geht um eine Schule herum. Beim nächsten Kreisverkehr führt neben der Straße ein schmaler Pfad zwischen Zaun und Gebüsch aus den Ort hinaus. Wir überqueren eine Straße und haben ab hier die erste Sicht auf den Weg unserer heutigen Tour. Der größte Berg ist der Skiddaw, den wir heute umrunden. Wir folgen der Straße Briar Rigg für ein paar Meter und biegen dann nach rechts ab. 

Wir haben Keswick hinter uns gelassen und wandern auf einem Schotterweg immer geradeaus Richtung Berge. Auf einer Brücke überqueren wir die A66 und dann beginnt auch schon der erste Aufstieg für heute. 350 Höhenmeter geht es nun erst einmal hinauf. Der Weg ist breit, aber steil und immer wieder gibt es schöne Aussichtspunkte, wo wir zurück nach Keswick und auf das Derwentwater blicken können. Die Sonne kommt heraus, aber es ist heute deutlich kühler als die letzten Tage. Dieser Weg hat den Namen Spooney Green Line. 

Nachdem wir eine kleine Brücke überquert haben, kommen wir wieder an ganz vielen Stechginstern vorbei. Es riecht nach Kokosnuss. Das erinnert uns an unseren ersten Fernwanderweg in Schottland, den West Highland Way. Dort haben wir das erste Mal Stechginster in riesigen Massen gesehen. Die Blicke zurück auf Keswick werden immer spektakulärer. Der Pfad folgt einem Zaun und von hier sehen wir immer wieder die Berge, die wir heute überqueren müssen. Auf diesem Abschnitt umrunden wir den Berg Latrigg mit 367 m NHN.  

Wir haben jetzt die ersten 200 Höhenmeter geschafft und hier oben pfeift der Wind ganz schön. Wir ziehen uns erstmal wärmer an und dann geht es auf dem steinigen Schotterpfad weiter. Nach kurzer Zeit erreichen wir einen kleinen Parkplatz, der als Startpunkt für die Besteigung des Skiddaw genutzt wird. 

Am Ende des Parkplatzes biegen wir nach links ab und es geht wieder durch eine Schafsweide und durch ein paar Gatter. Nach 300 Metern teilt sich der Weg und wir halten uns rechts. Nun geht es an einem steilen Hang entlang bis zu einer Furt, wo wir den Whit Beck überqueren. Hier machen wir eine kleine Trinkpause. 

Auf einem kleinen Schotterweg geht es nun immer weiter bergauf. Wir umrunden den Lonscale Fell an einem Hang. Auf unserer rechten Seite haben wir einen schönen Blick in die Ferne und in das Tal, wo der River Greta fließt. Hier oben werden wieder Bäume neu angepflanzt. Ein riesiges Areal mit kleinen Bäumen sehen wir hier am Hang. 

Nun endet der Schotterweg und es geht für ein paar Meter auf einem Wiesenweg weiter. Wir biegen nun in das nächste Tal hinein. Jetzt kommt ein spektakulärer Abschnitt. Gleich am Eingang zum Tal führt der steinige Pfad an einem steilen Hang entlang. Gute 100 Meter geht es fast kerzengerade in das Tal hinab. Aber der Weg ist knapp 1 Meter breit, somit sollte das auch für Menschen mit Höhenangst machbar sein. Das ist richtig klasse!!!

Wir sind jetzt in das Tal des kleinen Flusses Glenderaterra Beck eingebogen. Der Pfad führt an einem Steilhang entlang und ist richtig schön steinig. Nach vorne blickend sehen wir schon wie weit es uns noch am Hang entlang führt. Ach ja, hier ist uns ein Mountainbiker mit Flip-Flops entgegen gekommen. Ganz sicher war er nicht auf seinem Bike, aber geschafft hat er den Abschnitt trotzdem. 

Der Pfad am Hang führt uns ca. 3,5 km durch dieses Tal. Anfangs recht steil mit kleinen Bachüberquerungen, wo man richtig steil und tief hinab schauen kann. Danach steigt das Tal immer weiter an. Der Weg wird breiter, bleibt aber steinig. 

Unterhalb des Lanscale Fell kommen wir an einem Steinkreis vorbei und ab hier gibt es auch wieder vereinzelte Steinmauern. Wir sehen in der Ferne schon den Hangrücken, dem wir nach links folgen müssen. Aber bis dahin ist es noch ein schönes Stück. 

Wir haben jetzt die Hochebene erreicht, auf der wir die nächsten fast 10 Kilometer entlang wandern. Wir überqueren auf einer Holzbrücke den Bach Salehow Beck und sehen in der Ferne bereits ein kleines Waldstück. In diesem befindet sich die Jugendherberge Skiddaw House. 

Beim Skiddaw House biegt der Cumbria Way nach rechts ab und auf einer langen Geraden geht es auf der Hochebene entlang. Davor machen wir aber noch eine Rast auf der Bank vor der Jugendherberge. Niemand ist da, bzw. es steht nur ein Schild vor der Türe: "Geschlossen, wegen Putzarbeiten". Das Skiddaw House ist die höchstgelegenste Jugendherberge ganz Englands und ist nur zu Fuß erreichbar. Wir müssen heute sogar das erste Mal unsere Jacke anziehen, so fest weht der Wind und es ist richtig kalt. Wir bleiben deshalb nur einen kurzen Moment sitzen und machen uns dann wieder auf den Weg. 

Ab hier geht es nun die nächsten knapp 8 KM durch das Tal des River Caldew. Vorbei an den Bergen Great Calva, Mungrisdale Common, dem Pike und dann um den Coomb Height herum. Aber zuerst wandern wir auf einem kerzengeraden und steinigen Pfad hinab bis zur Brücke über den besagten River Caldew. Wir blicken zurück und das Skiddaw House wird immer kleiner und wir entfernen uns immer weiter von ihm. 

Nachdem wir die Brücke über den River Caldew überquert haben, wandern wir weiter auf einem schmalen Pfad unterhalb des Great Calva. Rechts neben uns rauscht der River Caldew das Tal hinab. Wir sind seit einigen Stunden ganz alleine unterwegs. Die Ruhe ist der Hammer. Mittlerweile ist es auch nicht mehr so windig und hier im Tal wird es wieder richtig schön angenehm warm. Wir gehen weiter bis zur nächsten Brücke über den Wiley Gill. Dort machen wir auf der Brücke eine kleine Trinkpause und setzen uns auf die Stufen. Unterwegs kommen wir auch immer wieder an alten Steinkreisen vorbei. 

Wir gehen immer noch an dem River Caldew entlang und überqueren die Bäche Burdell Gill und Wet Swine Gill. Der Weg ist immer noch recht steinig und recht schmal. Wir erreichen einen großen Steinkreis, der den Schafen als Rückzugsort dient. Dort ist auch eine Steinhütte neu aufgebaut worden. Ab hier ist der Weg jetzt breiter und führt als Schotterweg weiter. 

Jetzt haben wir es bald geschafft und der Aufstieg zum High Pike beginnt! Noch knapp 1,5 km auf dem breiten Schotterweg, immer am Fluss entlang. Gerade hat uns ein Mountainbiker mit einem Affenzahn auf den Pfaden überholt. Er hat schon von weitem gerufen und ist Vollgas an uns vorbei, aber mit einem sehr freundlichen Gruß. Kurz darauf treffen wir auf das Ende einer kleinen Straße und einen Wanderparkplatz. Hier machen wir unsere erste längere Rast. Wir legen uns in die Sonne, es gibt Bi-Fi und Haferkekse :-). 

Frisch gestärkt geht es nun wieder bergauf weiter. Gute 350 HM warten wieder auf uns. Aber zuerst wandern wir auf einer schon in die Jahre gekommenen Versorgungsstrasse hinauf zur Mine "Carrock Mine". Hier wurde in früher das Gold Nordenglands abgebaut - Wolfram. Die Mine ist aber schon seit längerem geschlossen und wir finden überall alte Minenschächte und sehr viel Abraummaterial von den Bergstollen. 

Nach der Mine kommt der für mich schönste Teil der heutigen Tour. Auf einem Pfad, der nur schwer erkennbar ist, führt uns der Weg am Bach Grainsgill Beck den Berg hinauf. Der Pfad ist steinig, wurzelig und richtig matschig. Immer wieder müssen wir uns einen passenden Weg suchen. Cumbria Way Markierungen gibt es schon seit Keswick nicht mehr. Da der Weg so schlecht erkennbar ist, wird uns auch klar, warum man im Nebel hier nicht nach oben steigen sollte.

Auf halber Strecke hinauf auf den Bergrücken geht es über den Bach Arm O´Grain. Ein wenig klettern ist angesagt :-). Dann führt uns der Pfad immer am Bach entlang weiter nach oben. Steine, Wurzeln und Matsch, jawohl!!! Mir macht das richtig Spaß. Es ist zwar anstrengend, aber durch die viele Abwechslung merkt man gar nicht die Höhenmeter, die man zurücklegt. 

Wir kommen an vielen kleinen Wasserfällen vorbei. Immer wieder drehen wir uns um und genießen den Blick hinab ins Tal, aus dem wir gerade aufgestiegen sind. Kurz bevor wir den Höhengrat erreichen, wird der Weg richtig schlammig und wir müssen diese Stellen im großen Bogen umgehen, ansonsten würden wir so um die 20-30 cm im Schlamm einsinken. Die letzten zweihundert Meter sind dann nochmals richtig steinig und wir klettern zwischen den Felsen nach oben.  

Geschafft, der 1. Teil des Anstiegs ist erledigt. Hier pfeift der Wind wieder richtig heftig und es wird auch wieder empfindlich kalt. Laut Landkarte sind wir aber nicht mehr weit entfernt von der Lingy Hut, eine Hütte, in der man auch übernachten könnte. Wir biegen am Grat nach links und sehen schon einen kleinen Punkt am "Horizont" :-). Wir machen uns auf den Weg, denn ein wenig aufwärmen, wäre gar nicht so schlecht. 

Wir haben die Hütte "Lingy Hut" erreicht und gehen hinein. Es gibt ein paar Bretter auf den man schlafen kann, eine Kochstelle und ein paar Werkzeuge. Hier drinnen ist es kuschelig warm, auch ohne Ofen. Nach ein paar Minuten kommt eine Wanderin aus Südengland mit ihrem kleinen Hund "Dexter". Wir unterhalten uns eine ganze Zeit lang über die verschiedensten Wanderungen u.v.m. Dann geht es weiter, denn bis zum High Pike sind es noch knapp 2 km. 

Zuerst auf einem Wiesenweg und dann auf einem Schotterweg geht es nochmals ein paar Meter bergauf. Der Wind pfeift heftig und macht das Wandern ein wenig anspruchsvoller (Gegenwind). Nach der zweiten Anhöhe sehen wir auch schon den höchsten Punkt unserer Wanderung, den High Pike.  

Wir erreichen den High Pike mit 658 m NHN - der höchste Punkt des Cumbria Ways. DONE!!! Wir machen schnell ein paar Gipfelfotos, denn hier oben weht es richtig heftig und es ist eiskalt. Ein Gipfelkreuz gibt es nicht, aber eine Metalltafel, einen Steinhaufen der den Gipfel markiert und eine Bank aus Stein, die heute aber nichts für uns ist. Es ist einfach zu windig und es ist eiskalt. Trotzdem bleiben wir hier fast eine Viertelstunde und machen uns dann ein wenig "abgekühlt" wieder auf den Weg. 

Nun beginnt der Abstieg, denn bis zu unserem Etappenziel in Caldbeck haben wir noch 5 km. Wir folgen einem der vielen Pfade der zu einem weiteren großen Steinhaufen führt, dem Low Pike. Hier stellen wir fest, das wir uns mehr links hätten halten sollen. Also geht es querfeldein nach links und wir treffen dort wieder auf einen Schotterweg, dem wir nun folgen. Wir sind wieder richtig unterwegs :-). 

Vor uns sehen wir schon die flachen und grünen Lowlands. Insgesamt 500 HM geht es nun bergab bis nach Caldbeck. Ein Schotterweg führt uns hinab zur Farm Nether Row. Hier wird es tricky. Der Farmbesitzer hat den Weg durch seinen Hof gesperrt und es gibt eine Markierung, die zuerst durch eine Viehweide zeigt, dann geht es über eine Steinmauer und dann ist es vorbei. Hm? Was machen? Mittlerweile ist auch die Engländerin, die wir in der Lingy Hut getroffen haben mit uns unterwegs. Auch sie war ein wenig planlos. Wir beschließen uns querfeldein durchzuschlagen. Es geht vorbei an Kühen und Schafen und dann erreichen wir eine Straße, die uns wieder zurück zum Cumbria Way bringt. Bei der Ortschaft Biggards biegen wir nach rechts ab und sind nun wieder auf dem richtigen Weg. Über eine Straße und einen Wiesenpfad erreichen wir Caldbeck.

Gegen 18.00 Uhr haben wir den kleinen Ort Caldbeck erreicht. Wir übernachten heute im Oddfellows Arms, das uns mit Frühstück 90 GBP kostet. Aber Rituale sind Rituale :-), deshalb gibt es erstmal ein Radler, bevor wir einchecken. Um 19.30 Uhr gehen wir in die Bar und bestellen uns unser Abendessen. Es gibt für Elke eine Chicken-Brust im Honigmantel mit Kartoffeln und für mich einen Burger "nur mit Fleisch" und ohne Sauce, aber mit Pommes. Die heutige Tour war mit allen Umwegen und Abstechern knapp 34 km lang, deshalb sind wir um 21 Uhr auch schon eingeschlafen :-). 

Königsetappe ist das richtige Wort für diese Tour. Schöne Anstiege, tolle Aussichten, klasse Wege durch die Highlands und dann noch der höchste Punkt der Tour, der High Pike. Schön war´s. Morgen ist "auslaufen" angesagt und es geht zum Ziel unseres Cumbria Way Abenteuers, nach Carlisle.